Kaum waren gegen 12 Uhr alle 27 Teilnehmer an der diesjährigen traditionellen Fahrt der DFG in unsere Partnerstadt Lille in den Bus gestiegen, fuhren wir auch schon von der Komödienstrasse ab in Richtung Frankreich.
Vor allem eines war unser Aufenthalt in Lille: nahrhaft, und das in mehrfacher Hinsicht:
1. im konkreten Sinne für den Magen: es gab viel und Gutes zu essen und zu trinken, und das natürlich in froher Runde. Als krönenden Abschluss am Sonntagnachmittag wurde von unseren französischen Gastgebern sogar Kaffee und Kuchen serviert - fast wie zu Hause - nur nicht mit Torte, sondern mit köstlichen „Religieuses“, „Paris-Brest“, „Tartelettes au citron“ aus Nicole Maréchals Lieblingspâtisserie. In Nicoles bewährten Händen lag auch die praktische Vorbereitung unserer Reise vor Ort, für die wir ihr herzlich danken….
2. im übertragenen Sinne für Herz und Verstand: ein kultureller Höhepunkt gleich am ersten Abend: 15 Gruppenmitglieder sahen im Théâtre du Nord das Stück „Mathias et la révolution“ von Leslie Kaplan.
Am Samstagvormittag besuchten wir den Louvre Lens, und ließen uns am Zeitstrang entlang vorzüglich durch die große 120 m lange Galerie du Temps führen. Diverse Kulturen aus Antike, Mittelalter und Neuzeit werden dort durch typische Werke nebeneinander präsentiert. Ein Ausstellungskonzept, das uns zu Vergleichen anregte und begeisterte.
Nachmittags fuhren wir nach Notre Dame de Lorette, auf einem Hügel gelegen, der wegen der exponierten Stellung im ersten Weltkrieg zum Schlachtfeld wurde. Später wurde er nationaler Soldatenfriedhof, ein Ort historischer Erinnerung und Sammlung. Etwas ratlos standen einige dort vor der Gedenktafel für Louise de Battignies, Héroine de la guerre, „ Morte pour la France à Cologne le 27 septembre 1918“ (Eine Internetrecherche ist ratsam und sehr aufschlussreich). Im Erinnerungsjahr 2014 wurde der weitläufigen Anlage der Anneau de la Memoire hinzugefügt. Er ist nationenüber-greifend dem Gedenken der beinahe 600 000 Toten des 1. Weltkriegs gewidmet, deren Namen in alphabetischer Reihenfolge auf 500 Stahlplatten eingraviert wurden, bedrückend …. und doch beeindruckend im Willen zur Versöhnung.
Im Zeichen der Versöhnung stand auch der Sonntagvormittag: eine Delegation von der Insel Spiekeroog übergab dem Maire du Vieux Lille, M. Marc Bodiot, eine Zeichnung des Spiekerooger Malers Heinrich Sander. Er hatte sie als Soldat 1917 im teils zerstörten Lille angefertigt. Es gab besinnliche bis heitere Reden, mit historischer Rückschau und optimistischem Blick auf die Zukunft der Beziehungen zwischen Lille, Spiekeroog und Köln. Und Michèle L‘Homme übersetzte das alles zur deutsch-französischen Verständigung glänzend hin- und her. Applaus!!!
Applaus gab es bei dieser Gelegenheit auch für Haye Roth, dem Fabrice Casadei, Präsident der ACLE, für seinen jahrelangen Einsatz für die Partnerschaft zwischen Lille und Köln, DFG und ACLE, dankte.
Nach dem Essen, das wir am Rande eines belebten Marktplatzes einnahmen, tauchten wir im durchaus bürgerlichen aber nicht luxuriösen Geburtshaus Charles de Gaulles in die Welt seiner Kindheit ein: typisch für ein Haus des Nordens: die ins Haus integrierte verglaste Veranda, typisch für die damalige Zeit die Tatsache, dass de Gaulles Mutter sich zur Niederkunft in ihr Elternhaus begab. Sicherlich förderten die ausgestellten Armeen von Zinnsoldaten, mit denen der kleine Charles Schlachten nachstellen konnte, seine spätere militärische Karriere.
Nach dem Sonntagsnachmittagskaffee (s.o.) fanden Abschied und Abfahrt unter Musikbegleitung statt: La fête de la musique war im Bistrot an der Ecke vor dem Bus in vollem Gange!
Unterwegs galt es Haye Roth auch unsererseits nicht nur für die präzise Planung und sorgfältige Durchführung der aktuellen Reise zu danken, sondern auch für seine Arbeit der vergangenen Jahre: soviel Akribie, Ideenreichtum und Einsatzbereitschaft verdient schon außerordentliches Lob und Anerkennung (und Champagner).
So pünktlich wie wir in Köln am Freitag abgefahren waren, so pünktlich kamen wir auch wieder in der Komödienstrasse an. Ein Kompliment noch an den Fahrer, der schwierigste Probleme in der Liller Altstadt gemeistert und uns sicher nach Hause befördert hatte. Dann strebten nach kurzem Abschied alle gen KVB, Zug oder Taxi.