Nachruf auf Udo Reuter

„Tirer oder pointer, Udo, was meinst du?“ so wurde er gerne gefragt beim „Apéritif & Boules“, dem von ihm kreierten und liebevoll betreuten Boules-Turnier der Deutsch-Französischen- Gesellschaft Köln auf dem Rathenauplatz, einem sommerlichen Highlight des Jahresprogramms. Und er? Als ausgepichter „Bouler“ riet Udo natürlich, nach kurzem Zug an der Zigarette, zum „Tirer“, zum Wegballern also der gegnerischen Kugel, denn das knallte so schön und erzeugte vielfältige Bravorufe, machte also besonders viel Spaß und entzückte die Gesellschaft – und darauf kam es Udo an, aufs Begeistern und Freudemachen. Wer ihn einmal erlebt hat, wie er zu Silvester mit leuchtenden Augen immer neue Feuerwerkssalven aus listig getarntem Buschwerk seines Gartens emporschießen ließ, weiß wovon die Rede ist.

Doch Udo liebte den Klang der Boulekugeln auch einfach deshalb, weil er in Frankreich verliebt war, in seine Kultur, seine „Civilisation“ und seine „Convivialité“, die er schon als Schüler kennen gelernt hatte, und weil er mit und in der Deutsch-Französischen Gesellschaft Köln eine willkommene Möglichkeit sah, sich für französisches Leben in Köln zu engagieren. Und das tat er über Jahre hin mit Herz und Hand in enger Zusammenarbeit mit dem Vorstand. Ihm zuzuhören war ein Genuss, verlangte allerdings doch manchmal ein besonders offenes Ohr für listig angelegte gedanklich-hintersinnige Verschachtelungen, die er gerne auch noch durch eine Prise skurrilen Humors würzte. Aber immer waren seine Ausführungen treffend und konstruktiv.

Natürlich war Udo in guter alter französischer intellektueller Tradition Skeptiker und wusste ähnlich wie Montaigne und Voltaire hinter die Kulissen zu schauen. Indes, er war es meist nur scherzhaft und nutzte die Erkenntnisse aus seinen sozio-ethnologischen Studien lieber dazu, sich heiter an der Vielfalt der menschlichen Spezies zu erfreuen und ihr zu applaudieren.

Eine wunderbare Gelegenheit dazu bot ihm immer wieder das Finale von „Apéritif & Boules“. Seine Siegerehrungen waren legendär. Unglaublich mit wie viel Witz und sprachlicher Anmut er selbst bescheidenste Leistungen zu würdigen wusste! Bei ihm gab es keine Verlierer, sondern nur glückliche Gewinner.

Udo Reuters Tod hat die Mitglieder der Deutsch-Französischen Gesellschaft Köln tief getroffen. Er wird uns sehr fehlen, doch die Begegnungen mit ihm, voller Heiterkeit und Charme, werden unvergesslich sein und uns allen tröstlich in dankbarer Erinnerung bleiben.

Köln, den 22.07.2017

Im Namen des Vorstands,

Hans Josef Hummes