En avant pour la paix – Aufbruch zum Frieden

Unsere Reise nach Amiens

Bericht von Josephine Kiecol, Gymnasium Thusneldastraße, Köln

Am 19. September machten sich 17 Jugendliche aus Köln und Bonn mit vier Mitgliedern des Vorstands der DFG auf den Weg in die französische Partnerstadt Kölns; Lille. Dort nahmen wir 16 französische Jugendliche aus Lille und Umgebung im gleichen Alter inklusive erwachsenen Begleiterinnen in unsere Gruppe auf.

Alle frühestens Anfang dieses Jahrhunderts geboren, hatte keiner von uns einen direkten, persönlichen Bezug zu den Geschehnissen des Ersten Weltkriegs und doch war genau das der Anlass unserer Reise; das Ende des Krieges liegt am 11. November dieses Jahres genau hundert Jahre zurück. Anlässlich dieses Jubiläums hatten wir alle gerne das Angebot der Deutsch-Französischen Gesellschaft angenommen, für vier Nächte nach Amiens zu reisen und von da aus an verschiedene, mit dem Weltkrieg verbundene, Orte zu fahren.

Die Fahrt galt aber nicht nur dem Gedenken an und Informieren über den Krieg, sondern auch dem interkulturellen und sprachlichen Austausch. Deshalb beendeten wir den ersten Abend in der Jugendherberge nach unserer Anreise mit einer sogenannten „auberge espagnole“, einem Büffet, zu dem jeder Teilnehmer der Fahrt seinen typisch französischen bzw. deutschen Teil beizutragen hatte. Bevor wir nach dem geselligen Essen ins Bett entlassen wurden, spielten wir außerdem ein bilinguales Kennenlernspiel, erster Teil der Sprachanimation, die uns auf dieser Reise begleiten sollte wie der Erste Weltkrieg.

In den folgenden zwei Tagen sahen wir zum einen mehrere Museen, die nicht nur die militärischen Vorgänge im Krieg in kreativer Form, sondern besonders detailliert auch das Alltagsleben der Soldaten und gesellschaftliche und politische Phänomene wie die unterschiedliche Kriegspropaganda veranschaulichen. Zum anderen sahen wir verschiedene Soldatenfriedhöfe und Gedenkstätten der alliierten Truppen, die, oft mit Grabsteinen aus weißem Sandstein, eher prunkvoll, fast stolz auf die Taten der Soldaten, wirkten, selbst wenn viele der Gefallenen bei ihrem Tod nicht viel älter als wir waren.

Der deutsche Friedhof, den wir später besichtigten, ist dagegen eher schlicht gehalten. Durch die schwarzen einfachen Holzkreuze entstand eine völlig andere Atmosphäre; es wurde auf eine andere Art als in den Museen deutlich, wer diesen Krieg mit in Frankreich stark verurteilten Methoden verlor und wer ein Ausbreiten des Deutschen Kaiserreichs verhinderte und den Krieg für sich entschied. An dieser Stelle wurde uns auch besonders bewusst, wie außergewöhnlich es für eine solche Reise war, sie mit Deutschen und Franzosen gemeinsam in Frankreich durchzuführen.

Ein Ausflug, der besonders viel Eindruck hinterließ, war der zu einem ehemaligen Schützengraben der deutschen Truppen. An dieser Stelle schienen die Ereignisse besonders nah und viele von uns konnten sich dort besser vorstellen, wie der Alltag der Soldaten aussah.

Passend zum Abschluss der informativen Ausflüge und mit einem Denkanstoß, welche Aufgabe gerade unserer Generation, die im Frieden in Deutschland aufwächst, obliegt, besuchten wir quasi auf dem Weg nach Köln über Lille die internationale Gedenkstätte an einem französischen Soldatenfriedhof, den „Anneau de la mémoire“

Natürlich behandelten wir auf unserer Reise nicht ausschließlich die bedrückenden Ereignisse während des Krieges; neben der täglichen Sprachanimation lernten wir uns auch bei einer Erkundung der heute sehr schönen Stadt Amiens und den gemeinsam verbrachten Abenden besser kennen, es wurden einige Freundschaften geschlossen und wir hatten viel Spaß.

Das Ziel unserer sehr engagierten Organisatoren und Begleiter, uns über den in Deutschland wenig präsenten Krieg aufzuklären und uns für Krieg und Strömungen, die ihn begünstigen, zu sensibilisieren, ist auf jeden Fall erreicht. Jeder von uns ist nun besonders gewillt, seinen Beitrag zum Frieden in und zwischen Frankreich und Deutschland, vielleicht auch sogar zum Weltfrieden, zu leisten.

 

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Briefe an einen gefallenen Soldaten

"Schreibt einen Brief an einen Soldaten, der vor 100 Jahren an der Somme gefallen ist."
So lautete die Aufgabe, die den jungen Leuten am Ende der Reise gestellt wurde.

Sie suchten sich einen beliebigen Namen auf einem Soldatenfriedhof aus. Viele fanden ihren eigenen Familiennamen beim 'Anneau de la Mémoire' in Vimy. Die meisten Jugendlichen schrieben den Brief aus ihrer heutigen Perspektive, einige versetzten sich lieber in einen Angehörigen des Soldaten.

Die Briefform erlaubte es den TeilnehmerInnen, sich persönlich und emotional zu äußern und die Konfrontation mit dem Tod und den Schrecken des Krieges auf individuelle Weise zu verarbeiten.
 
Hier zwei Beispiele:

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Lieber Josef Selzer,

Hundert Jahre nach Ende des ersten Weltkriegs schreibe ich dir diesen Brief. Meine Reise nach Amiens hat mich tief berührt. Ich bin froh dir schreiben zu können, dass ich in einer Zeit lebe, in der in Europa Frieden herrscht. Deshalb war es für mich vor der Reise schwer sich den Krieg vorzustellen. In den Nachrichten sehe ich häufig Berichterstattungen von Kriegen in der Welt, ich habe Freunde, die auf Grund von Krieg aus ihrem Heimatland fliehen mussten und habe mich auch schon immer für die Weltkriege interessiert, aber Gedenkstädten zu sehen auf denen tausende Kreuze stehen mit Namen und Geburtsdaten, die zeigen, dass die meisten gefallenen Soldaten nur wenige Jahre älter waren als ich, war für mich eine sehr persönliche und emotionale Erfahrung.

Heutzutage ist das Leben der Menschen in Deutschland und Frankreich behütet, die Welt vernetzt und Europa im letzten Jahrhundert zu einer Einheit zusammen gewachsen. Ich hatte die Möglichkeit vier Monate lang in einer französischen Schule den Unterricht zu besuchen, bei einer französischen Familie zu leben und habe dort viele enge Freundschaften zu Franzosen geschlossen. Auch in Amiens habe ich wieder erlebt, dass Deutsche und Franzosen keine Feinde sind sondern Freunde.

Hätte es damals solche Möglichkeiten gegeben, dann wäre eine Propaganda, die die Menschen gegeneinander aufhetzt, wie sie zu deinen Lebzeiten stattgefunden hat nicht möglich gewesen. Deshalb bin ich froh und dankbar solche Erfahrungen sammeln zu dürfen. Denn es ist viel schwerer jemanden zu hassen den man kennt, als jemanden den man nicht kennt.

Auch heute versuchen wieder rechte Parteien Hass und Nagst zu schüren gegen unschuldige Menschen, denen der Krieg das Leben zur Hölle gemacht hat. Mir ist es wichtig meine Erfahrungen weiterzugeben damit wir aus der Fehlern der Vergangenheit lernen und nie wieder Millionen von Witwen um ihre Männer, Millionen von Müttern um ihre Söhne oder Millionen von Kindern um ihre Väter trauern müssen.

Als ich, die psychischen und physischen Auswirkungen auf die Soldaten die im Krieg gekämpft haben gesehen habe war ich den Tränen nahe. Wie es ist so etwas hautnah mitzuerleben bleibt für mich dennoch unvorstellbar.

Ich hoffe für dich, dass du nicht so sehr leiden musstest bei deinem Tod. Ich hoffe, dass irgendwann niemand mehr wegen eines Krieges leiden muss. Ich hoffe, dass wir endlich aus unseren Fehlern gelernt haben und endlich etwas für Verständigung unter verschiedenen Völkern machen anstatt Hass zu schüren.

Ich denke an dich und an alle Menschen die im Krieg gefallen sind.

Ruhet in Frieden!

Mathis Selzer

 

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              Messieurs Charles LOUIS BOGAERT et Auguste Jérôme ALBERT BOGAERT,

               Je m’appelle Clarisse BOGAERT. Comme vous pouvez le constater, nous portons le même nom de famille.

             Après avoir été à l’Anneau de la mémoire à Vimy et avoir effectué quelques recherches, je me suis aperçue que vous étiez mes grands oncles. Je vous écris aujourd’hui, en 2018, après un voyage à Amiens, avec des Allemands. Nous nous sommes concentrés sur le sujet de la guerre, ayant comme thème « En avant pour la paix ».

             Ma lettre vous est destinée, je sais que vous ne l’aurez jamais en mains mais j’espère que nous serons connectés malgré l’au-delà.

             J’ai vu lors de ce voyage, les atrocités de la guerre, les très nombreuses victimes et monuments en votre honneur.

             Avec le temps, la commémoration est toujours d’actualité, surtout cette année, et je l’espère pour toujours.

             Je tenais à vous remercier pour votre courage, ainsi que de vous être battus, pour notre famille, nos amis, pour la France et pour notre liberté.

           Faire cette lettre aujourd’hui, vous semblera peut-être étrange...mais je l’écris parce que ce projet m’a fait mûrir... j’ai pris conscience de l’horreur et de l’absurdité de la guerre. Cette expérience restera gravée et votre souvenir restera impérissable. Je tenais à vous l’exprimer…

             Je vous remercie à nouveau énormément.

            Grâce à votre sacrifice, je peux vivre dans mon pays, en France, en tant que Française et librement.

Clarisse

 

 

 

Lieber Josef Selzer,

Hundert Jahre nach Ende des ersten Weltkriegs schreibe ich dir diesen Brief. Meine Reise nach Amiens hat mich tief berührt. Ich bin froh dir schreiben zu können, dass ich in einer Zeit lebe, in der  in Europa Frieden herrscht. Deshalb war es für mich vor der Reise schwer sich den Krieg vorzustellen. In den Nachrichten sehe ich häufig Berichterstattungen von Kriegen in der Welt, ich habe Freunde, die auf Grund von Krieg aus ihrem Heimatland fliehen mussten und habe mich auch schon immer für die Weltkriege interessiert, aber Gedenkstädten zu sehen auf denen tausende Kreuze stehen mit Namen und Geburtsdaten, die zeigen, dass die meisten gefallenen Soldaten nur wenige Jahre älter waren als ich, war für mich eine sehr persönliche und emotionale Erfahrung.

Heutzutage ist das Leben der Menschen in Deutschland und Frankreich behütet, die Welt vernetzt und Europa im letzten Jahrhundert zu einer Einheit zusammen gewachsen. Ich hatte die Möglichkeit vier Monate lang in einer französischen Schule den Unterricht zu besuchen, bei einer französischen Familie zu leben und habe dort viele enge Freundschaften zu Franzosen geschlossen. Auch in Amiens habe ich wieder erlebt, dass Deutsche und Franzosen keine Feinde sind sondern Freunde.

Hätte es damals solche Möglichkeiten gegeben, dann wäre eine Propaganda, die die Menschen gegeneinander aufhetzt, wie sie zu deinen Lebzeiten stattgefunden hat nicht möglich gewesen. Deshalb bin ich froh und dankbar solche Erfahrungen sammeln zu dürfen. Denn es ist viel schwerer jemanden zu hassen den man kennt, als jemanden den man nicht kennt.

Auch heute versuchen wieder rechte Parteien Hass und Nagst zu schüren gegen unschuldige Menschen, denen der Krieg das Leben zur Hölle gemacht hat. Mir ist es wichtig meine Erfahrungen weiterzugeben damit wir aus der Fehlern der Vergangenheit lernen und nie wieder Millionen von Witwen um ihre Männer, Millionen von Müttern um ihre Söhne oder Millionen von Kindern um ihre Väter trauern müssen.

Als ich, die psychischen und physischen Auswirkungen auf die Soldaten die im Krieg gekämpft haben  gesehen habe war ich den Tränen nahe. Wie es ist so etwas hautnah mitzuerleben bleibt für mich dennoch unvorstellbar.

Ich hoffe für dich, dass du nicht so sehr leiden musstest bei deinem Tod. Ich hoffe, dass irgendwann niemand mehr wegen eines Krieges leiden muss. Ich hoffe, dass wir endlich aus unseren Fehlern gelernt haben und endlich etwas für Verständigung unter verschiedenen Völkern machen anstatt Hass zu schüren.

Ich denke an dich und an alle Menschen die im Krieg gefallen sind.

Ruhet in Frieden!

Mathis Selzer